Freilichttheater

„Freilichttheater-dein Sommertheater“ heißt es jedes Jahr ab Ende Mai bis in die ersten Septembertage hinein in Herdringen. Etwas außerhalb des Dorfkerns, am Fuße des Theußenbergs, inmitten von Wäldern erhebt sich die Naturbühne mit der überdachten Zuschauertribüne. Rund 950 Gäste können pro Aufführung dem Alltag entfliehen. Mit Märchen für die Kinder und Lustspielen für Erwachsene hat sich der Verein nicht nur im Arnsberger Umkreis einen Namen gemacht. In den letzten Jahren wurde vermehrt der Einsatz von Musik im Sprechtheater forciert und der Weg zum Musical geebnet.

Szenenfoto ‚Im weißen Rößl‘

Anfangsjahre

Entstanden ist der Verein im Jahr 1949. Eine kurz nach dem zweiten Weltkrieg gegründete Laienspielschar der katholischen Jugendbewegung unter Pater Theo Thüte gilt als Ursprung des Vereins. Die Geschicke maßgeblich beeinflusst haben auch in den Gründerjahren die damals in Herdringen wohnhaften Eheleute Graf Thun-Hohenstein. Sie waren es, die den Kontakt zu dem späteren Spielleiter Anton Funke aus Hamm-Heesen herstellten. Die erste Inszenierung unter seiner Regie „Der verlorene Sohn“ von Erich Eckert wird als Geburtsstunde des Vereins angesehen.

Bis zum Jahre 1952 wurden die Stücke in der Gaststätte Schmidt’s Hof aufgeführt, und im darauffolgenden Jahr in der Schützenhalle. Mit Genehmigung der Schützenbruderschaft wurde im Jahr 1954 mit der Inszenierung „Wilhelm Tell“ von Friedrich Schiller die erste Freilichtsaison auf dem Gelände unter der Vogelstange gestartet. Seitdem wird an diesem Ort bis heute jährlich Freilichttheater geboten. Viele Höhen und Tiefen hat der Verein in seiner mehr als 70-jährigen Vereinsgeschichte durchlebt. Die ersten Jahre waren gekennzeichnet von Mysterienspielen und Klassikern. Ende der 60-er, Anfang der 70-er Jahre waren wie bei allen Freilichtbühnen schwere Jahre. Das Fernsehen hielt in den Familienstuben Einzug. Die Klassiker waren nicht mehr gefragt. Mit der Spielsaison 1970 hatte die Freilichtbühne Herdringen ihren Tiefpunkt. Zu dem Stück „Lumpaci vagabundus“ von Johannes Nestroy kamen in der ganzen Spielsaison gerade mal 2.800 Besucher. Die Verantwortlichen waren zum Umdenken gezwungen.

Szenenfoto ‚Ronja Räuber

Kinder- und Erwachsenentheater

Das Erfolgsrezept hieß: Kindertheater. Schulen und Kindergärten wurden dadurch angesprochen. Mit orientalischen Märchen ging es wieder bergauf. „Alef und die Zauberflöte“ von Ralf Gregan war das erste Märchen aus dem Land der 1001 Nächte. Weitere Märchen aus dem Morgenland folgten. Die Märchen sind allerdings moderner geworden. Stücke von Otfried Preußler wie „Die kleine Hexe“ oder „Räuber Hotzenplotz“ wurden gespielt. Rekordverdächtig sind immer Stücke von Astrid Lindgren. So konnte die Bühne im Jubiläumsjahr 1999 zu „Pippi Langstrumpf“ 24.467 Gäste begrüßen, bei „Michel aus Lönneberga“ im Jahre 2002 waren es sogar 24.890 Besucher. Im Jahre 2009 konnte der Verein im Erwachsenentheater eine Trendwende einleiten. 8157 Zuschauer kamen zu Heinrich Spoerl’s „Die Feuerzangenbowle“. So viele Besucher hatten bis dato noch nie den Weg zu einem Lustspiel unter freiem Himmel in Herdringen gefunden, seit es zwei Aufführungen pro Jahr gibt. Und mit der Ausrichtung Richtung Musical wuchs die Besucherzahl im Erwachsenentheater Jahr für Jahr. Im Gegenzug machte sich der demographische Wandel beim Kinderstück bemerkbar. Weiterhin kommen pro Saison über 20.000 Zuschauer nach Herdringen zum Theater. Kinder- und Erwachsenenstück empfangen die Gäste in etwa zu gleichen Teilen.

Szenenfoto ‚Die kleine Hexe‘

Wintertheater

Seit dem Jahre 1983 werden zwei Inszenierungen im Sommer angeboten. Zusätzlich zum Kinderstück wird ein Lustspiel oder Musical aufgeführt. Die Zuschauer werden im Theater unter freiem Himmel zum Lachen gebracht, wenn die betagten Zeitgenossen ihre Schlitzohrigkeit beweisen. Seit dem Jahre 2003 gibt es ein Wintertheater, allerdings in geschlossenen Räumen. Das Spielerheim verwandelt sich in ein schmuckes Zimmertheater. Gerade in der kalten und schmuddeligen Jahreszeit tut es gut, einmal herzhaft zu lachen.

Zuschauertribüne

Bereits 1955 wurde eine Bedachung über der Zuschauertribüne errichtet. Die Überdachung wich in Jahr 1992/1993 einer heute 950 Zuschauern fassenden Tribüne, die aus einer fast freitragenden Leimbinderkonstruktion besteht. Gute Akustik liefert eine moderne, elektronische Sprach- und Tonübertragungsanlage.

Szenenfoto ‚Michel aus Lönneberga‘

Feuer im Bühnenstudio

Der 6. Januar 2002 war ein schwarzer Tag für die Freilichtbühne. Ein Feuer hat das Bühnenstudio vernichtet. Mit seinen Umkleide-, Wasch- und Schminkräumen bot es den Aktiven bis zu diesem Zeitpunkt die Möglichkeit, sich direkt auf dem Freilichtgelände auf das Spiel vorzubereiten. Trotz dieser widrigen Umstände hat der Verein sich entschlossen, die Saison 2002 nicht abzusagen. Man behalf sich mit Containern, die neben dem abgebrannten Heim aufgestellt wurden. Der Schminkraum wurde in den alten und vom Feuer verschonten Kellerräumen eingerichtet. Gleichzeitig wurde ein neues Vereinsheim in Angriff genommen. Fast genau ein Jahr nach dem Brand wurde nach neunmonatiger Bauzeit das neue Bühnenstudio eingeweiht.

Heute zählt der Verein 300 aktive Mitglieder. Manchmal treffen drei Generationen zusammen, wenn der 6-jährige Enkel an der Hand seiner Mutter mit seinem Opa über die Bühne marschiert. Jede Saison sind wenigstens 150 Leute vor und hinter der Bühne damit beschäftigt, das Hobby Freilichtbühne am Leben zu halten.

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